Die ersten Probleme treten oftmals auf, wenn Webanfänger auf die in der einschlägigen Literatur angeführten Anweisungen wie „…die Webbrettchen werden in S-Stellung gebracht…“ oder „…der Einzug erfolgt abwechselnd S/Z…“ treffen.
# WAS BEDEUTET DAS FÜR DIE PRAXIS ?
Die Bezeichnungen „S“ und „Z“ sind aus der Garnerzeugung entlehnt, dort geben sie die Richtung der Verzwirnung an. Praktisch alle Garne bestehen ja nicht aus nur einem gesponnenen Faden, sondern werden aus mehreren dünneren Einzelfäden zu der passenden Stärke verzwirnt. Dabei kann ein Garn im Uhrzeigersinn, oder auch gegen den Uhrzeigersinn gezwirnt werden. Da in den Buchstaben „S“ und „Z“ der jeweilige Mittelteil im „S“ nach links und im „Z“ nach rechts zeigt, wurden diese Buchstaben verwendet um die Zwirnrichtung = Fadenverlauf zu kennzeichnen.
Beim Brettchenweben werden die einzelnen Kettfäden analog wie in der Garnherstellung miteinander verzwirnt. Da die Brettchen sowohl vorwärts als auch rückwärts gedreht werden können, entsteht dabei in den Kettfäden ebenfalls entweder eine S-Verzwirnung oder eine Z-Verzwirnung. Dieser Effekt wird beim Weben für die Musterbildung genutzt.
Maßgeblich dafür welche Verzwirnung beim Weben tatsächlich entsteht, ist aber nicht allein die Drehrichtung, sondern zusätzlich aus welcher Ausgangsposition (Stellung) des Brettchens die nächste Drehbewegung ausgeführt wird.
Betrachtet man die Kettfäden so wird vom S/Z-Einzug bzw. der S/Z-Fädelung der Brettchen gesprochen (rote Darstellung im Bild). Betrachtet man die Brettchen wird von der S/Z Stellung gesprochen (blaue punktierte Überlagerung im Bild). Werden die Brettchen in die Webstellung gebracht (stehend auf einer der Schmalseiten) und aus der Sicht des Webers von oben betrachtet, verlaufen die Fäden beim S-Einzug (= Z-Stellung) von rechts unten nach links oben durch die Löcher, beim Z-Einzug (= S-Stellung) entsprechend gespiegelt von links unten nach rechts oben.
praktische Auswirkung auf die Webarbeit:
Bei einem S-Einzug (Z-Stellung) bilden sich beim Vorwärtsdrehen eines Brettchens auf der Oberfläche des Gewebes kleine Rautenflächen mit der Lage der Spitzen von links unten nach rechts oben (im Webebrief häufig mit dem Symbol / dargestellt). Beim Rückwärtsdrehen entsteht entsprechend eine gespiegelte Rautenfläche. (im Webebrief häufig mit dem Symbol \ dargestellt).
—> S-Einzug vorwärts gedreht ergibt eine Musterfläche / wie im Buchstaben Z!
—> S-Einzug rückwärts gedreht ergibt eine Musterfläche \ wie im Buchstaben S!
—> Z-Einzug vorwärts gedreht ergibt eine Musterfläche \ wie im Buchstaben S!
—> Z-Einzug rückwärts gedreht ergibt eine Musterfläche / wie im Buchstaben Z!
Die Festlegung über die Art der Fädelung/Einzug der Brettchen erfolgt üblicherweise bereits vor Beginn des Webens anhand der verwendeten Webvorlage (Patrone) für das jeweilige Muster. Auf Grund einer fehlenden einheitlichen Nomenklatur werden bedauerlicherweise sowohl die Begriffe S-Einzug/Fädelung (= Z-Stellung) und S-Stellung (= Z-Einzug/Fädelung) in der Fachliteratur verwendet. Otfried Staudigel hat auf diesen Umstand auch Peter Collingwood nach dem Erscheinen seines Buches hingewiesen, da es ihm logischer erschien die Stellung eines Webtäfelchens anzugeben (Z-Stellung ergibt bei Vorwärtsdrehung Z-Zwirnung), statt der von Peter Collingwood verwendeten Fädelung. Peter Collingwood hat damals auch zugegeben, dass die Betrachtung der Stellung der Brettchen logischer und auch verständlicher ist. Daher hier noch einmal o.a. Tabelle aus Sicht der Stellung der Webbrettchen:
—> S-Stellung vorwärts gedreht ergibt eine Musterfläche \ wie im Buchstaben S!
—> S-Stellung rückwärts gedreht ergibt eine Musterfläche / wie im Buchstaben Z!
—> Z-Stellung vorwärts gedreht ergibt eine Musterfläche / wie im Buchstaben Z!
—> Z-Stellung rückwärts gedreht ergibt eine Musterfläche \ wie im Buchstaben S!
Es ist daher bei einem vorliegenden fremden Mustereinzug wichtig, die Anordnung der Kettfäden in den Löchern zu kennen und auf welche Weise der Autor die Angabe S und Z verwendet hat!
Beispiel für die Auswirkung des Einzugs von S/Z an Hand eines realen Webebriefes:
Von einigen Autoren wird eine andere Art der Angabe für den Einzug/Fädelung der Brettchen verwendet. Sie benutzen Pfeile um die Richtung der Fädelung der Brettchen angeben. Für obiges Beispiel würde sich dann folgende Darstellung ergeben:
# DAS „KLAPPEN“ VON WEBBRETTCHEN
Der Wechsel zwischen S und Z kann durch Drehrichtungsänderung erzeugt werden oder aber auch durch die Änderung der Stellung des Brettchens durch „Klappen“ um z.B. die y-Achse. Welche der beiden Varianten verwendet wird ist Geschmackssache, das Resultat ist das Gleiche. Für das Klappen von Webbrettchen gelten folgende Regeln:
—> Bei einfarbig bezogenen Webbrettchen lässt sich der Einzug von S in Z und umgekehrt aus jeder Position durch Klappen der Brettchen um die y-Achse einstellen!
—> Bei zweifarbig bezogenen Webbrettchen müssen die 2 Farben unmittelbar benachbart sein, dann kann auch hier bei waagerechter Lage der gleichfarbigen Kettfäden zwischen S und Z geklappt werden, da sich an der Position der Farben nichts ändert!
—> Bei jeder anderen Variante ändert sich neben der S/Z Fädelung auch die Position der Farbe und damit die Musterbildung!
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