Dr. Gerhard Foitl ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Graz (Österreich) und begann Ende der 70er Jahre des 20.Jahrhunderts mit dem Sammeln kunstvoll gewebter/geknüpfter Bänder. Die Sammlung umfasst rund 730 Gegenstände die von ihm über die Jahre hinweg sorgsam analysiert und dokumentiert wurden. Im Jahr 2009 wurde ein Teil der Sammlung, darunter auch einige mit Webbrettchen gewobene Bänder im Weltmuseum Wien (ehemaliges Völkerkundemuseum) zum ersten und einzigen Male ausgestellt um danach in den Bestand des Museums überzugehen. Zur Ausstellung wurde auch ein Bildband aufgelegt „STRAPS & BANDS Textilien aus der Sammlung Foitl“ ISBN 3-85497-145-1. Darin werden u.a. auch die Grundlagen der Brettchenweberei beschrieben, sowie Informationen zur Herkunft der Bänder geliefert.
Für mich von besonderem Interesse waren natürlich die mit Webbrettchen gewobenen Bänder. In erster Linie handelt es sich dabei um Bänder aus dem vorderen Orient.
Darunter sind 41 Stk. in unterschiedlichen Techniken gefertigte Bänder aus Anatolien . 7 Bänder aus mittelasiatischen Khanaten die als doppelseitiges Samtgewebe ausgeführt wurden. 43 Bänder stammen von den nomadisch lebenden Lori u. Bachtiyari aus dem Iran. 18 Bänder stammen aus unterschiedlichsten Regionen Europas (Bulgarien), Afrikas (Tunesien) und Asiens (Iran, Syrien, Jemen, Nepal, Bhutan, Birma). Dazu noch sechs Stk. aus Brettchengeweben ausgeführter Tierkopfschmuck aus dem Iran.
An Hand eigener Fotos von der Ausstellung und des Bildbandes versuchte ich in der Folge einige der Muster nach zu arbeiten. Leider gelang dies auf Grund der Größe der Bilder nur bei einigen wenigen der abgebildeten Bänder.
Auf meine Anfrage hin gestattete mir das Weltmuseum Wien (Danke an Hr. Dr. Axel Steinmann und Fr. Barbara Pönighaus-Matuella) von einigen der im Band nur sehr klein abgebildeten Bänder eigene Aufnahmen im Archiv des Museums anzufertigen um Repliken anzufertigen. Dazu muss gesagt werden, dass Textilien auf Grund ihrer leichten Vergänglichkeit klimatisiert und im Dunkeln gelagert werden müssen. Jede Störung (auch eine Ausstellung) stellt immer eine Belastung für die Textilien dar.
Folgende Bänder der Ausstellung wurden bisher von mir nachgearbeitet:
# Lastengurt GB61 der Lori-Bachtiyari
Material im Original Wolle und Baumwolle
45 Webbrettchen
Entstehung Anfang 20. Jhdt.
Diagonalstrukturmuster (Köper)
# Halsbrustband TS67 aus dem Iran (Lori-Bachtiyari)
Material im Original Wolle
58 Webbrettchen
Entstehung Ende 19. Jhdt.
Mischtechnik Diagonalstrukturmuster und Einzugsmuster
Das Original zum Vergleich:
# Gewandteil Anatolien
Dieses Band ist nicht im Ausstellungsband enthalten, ich konnte es bei einem persönlichen Besuch im Archiv des Museums begutachten. Auffallend bei diesem Band ist der extrem breite Rand gegenüber dem eigentlichen Musterteil (wie auch bei anderen Bändern aus dem vorderen Orient). Das Band weist am Bandanfang ein hübsches Muster in doppelseitgem Weben auf, nach der Hälfte aber wurde der Einzug umgestellt und ein simples zweifarbiges Augenmuster gewoben. Die Enden sind aufwändig umwickelt und bilden für sich selbst ein Muster. Bei vergleichbaren Bändern wurde oft mehr als ein Drittel der Länge so gearbeitet. Das Band ähnelt in der Machart dem Band B5 aus dem Ausstellungsband. Bei meiner Version habe ich den umwickelten Teil ans Ende gestellt.
Material im Original Wolle
52 Webbrettchen
Entstehung wahrscheinlich Mitte 20. Jhdt.
Rand Schnurbindung, Mittelteil doppelseitiges Weben, am Ende zu einfacher Schnurbindung umgestellt
Das Original zum Vergleich:
# Lastengurt GB13 der Lori-Bachtiyari
Material im Original Wolle und Baumwolle
61 Webbrettchen
Entstehung Ende 19. Jhdt.
Diagonalstrukturmuster (Köper)
# Band B21 Anatolien
Material im Original Wolle
36 Webbrettchen
Entstehung Ende 19. Jhdt.
einfache Schnurbindung
# Bandfragment B1 Anatolien
Material im Original Wolle u. Ziegenhaar
32 Webbrettchen
Entstehung Mitte 20. Jhdt.
doppelseitiges Weben
# Gewandteil B16 Tunesien
Material im Original Wolle und Baumwolle
102 Webbrettchen
Entstehung Ende 19. Jhdt.
doppelseitiges Weben
# Gürtelband B51 Anatolien
Material im Original Wolle und Mohair
32 Webbrettchen
Entstehung Mitte 20. Jdt.
komplexe Schnurbindung
# Band für Futtersack B60 Anatolien
Material im Original Wolle
48 Webbrettchen
Entstehung Ende 19. Jhdt.
komplexe Schnurbindung, zusätzlich bestickt
# Bandfragment B96 Kaukasus
Material im Original Seide und Wolle
50 Webbrettchen
Entstehung Mitte 20. Jhdt.
doppelseitiges Weben
# Lastengurt GB31
Material im Original Wolle
29 Webbrettchen
Entstehung Anfang 20. Jhdt.
Diagonalstrukturmuster (Köper)
# Geldkatze B67 Anatolien
Material im Original Wolle
98 Webbrettchen
Entstehung Mitte 20. Jhdt.
ausgelassener Einzug (1 Loch frei)
# Gewandteil B7 Anatolien
Material im Original Wolle und Baumwolle, angenähte Kordel mit Mohairquasten
40 Webbrettchen
Entstehung Mitte 20. Jhdt.
doppelseitiges Weben