GESCHICHTLICHES

Das Färben von Textilien ist wohl so alt wie die die Textilherstellung selbst. Farben haben im Laufe der Menschheitsgeschichte schon immer eine große Rolle gespielt. Sie waren Statussymbol, wie die Purpurmäntel diverser Herrscher, oder wurden im Zusammenhang mit rituellen oder kriegerischen Handlungen, wie den Körperbemalungen der Pikten, verwendet. Bis ins 20. Jhdt. waren die Armeen dieser Welt äußerst bunt gekleidet, an Hand der Farbkombinationen der Uniform konnte jeder Soldat als Freund oder Feind identifiziert werden.

Aus dem Altertum gibt es nur wenig Informationen mit welchen Methoden und Farbstoffen gearbeitet wurde. Natürliche vorkommende Farbstoffe (Erdfarben) wie die Mineralpigmente gelbbrauner Ocker (Eisenoxidgemisch), roter Zinnober (Quecksilbersulfid) oder auch pulverisierter Lapislazuli (Ultramarinblau) waren sicher bekannt aber zum Färben von Textilien nicht geeignet.
Für das Färben von Textilien müssen wasserlösliche Farbstoffe verwendet werden. Die Verwendung von Pflanzen als Farblieferanten wie die Krappwurzel (Rubia tinctorum), Färberwaid (Isatis tinctoria) oder der gelbe Wau (Reseda lutea) ist zwischenzeitig belegt. Berühmt und teuer war der Farbstoff Purpur aus der namensgebenden Purpurschnecke, ober auch Kermes, Kurkuma und Safran wurden eingesetzt. Die Entdeckung Amerikas lieferte die Farbhölzer Rotholz, Blauholz und Gelbholz.

Das Färben von Textilien war bis ins 16. Jhdt. eine geheimnisvolle Tätigkeit bis 1548 das erste vollständige Handbuch zum Färben erschien. Sein Titel lautete „Plictho De Larte De Tentori Che Insegna Tenget Pani Telle Banbasi Et Sede Si Per Larthe Magiore Come Per La Comune“ was auf Deutsch soviel bedeutet wie „Sammlung von Anleitungen in der Kunst des Färbens für Färber, die das vornehme und das gewöhnliche Färben von Woll-, Leinen-, Baumwoll- und Seidenstoffen lehren“ sein Autor hieß GIOANVENTURA ROSETTI. Dieses Buch wurde über die Jahrhunderte immer wieder neu aufgelegt. 1969 wurde ein englische Übersetzung der Erstausgabe von 1548 heraus gegeben.
Seine Beschreibungen gehen von den Farben rot, blau und gelb sowie schwarz aus. Als Farbstoffquellen werden für blau Indigo (tropischer) und Waid angegeben. Für rot Kermes, Cochenille, Krapp, Alkanna und Rotholz. Für gelb werden Wau, Gelbholz, Safran, Kurkuma und Faulbaumrinde angeführt. Auch das Färben von Braun und violett mit Flechten und schwarz mit Galläpfeln wird genannt.

Nicht nur das Färben, sondern auch das bedrucken von Stoffen war verbreitet. Im 17. Jhdt. werden aus Indien bedruckte Stoffe eingeführt die in dieser Qualität bis dato nicht bekannt waren. Das führt in Europa zu einem waren Boom an Textildruckereien. Insgesamt wurden in dieser Zeit ca. 20 verschiedene pflanzliche Farbstoffe allein oder in Kombination industriell eingesetzt.

1834 veröffentlichte Friedlieb Ferdinand Runge seine Entdeckung, dass sich aus Steinkohlenteer Farben herstellen lassen. 1856 wurde durch Sir William Perkin das Mauvein, ein violetter Farbstoff aus Anilin hergestellt. In den folgenden Jahren wurden aus Anilin noch eine Reihe anderer Farbstoffe entwickelt. Der große Vorteil der „Teerfarben“ wie sie auch genannt wurden, lag in ihrer Lichtechtheit und ihrer Waschbeständigkeit. Der Grundstock der bis heute existierenden Farbenindustrie war damit gelegt. 1869 wurde das Alizarin (Farbstoff der Krappwurzel) erstmals synthetisch hergestellt, 1870 folgte die Synthese von Indigo.
Damit war das Ende der pflanzlich gewonnen Farbstoffe eingeläutet, die bis heute nur mehr eine untergeordnete Rolle in der Textilfärberei spielen.

Mit den modernen Synthetikfasern mussten auch völlig neue geeignete Farbstoffe für diese neue Fasergruppe entwickelt werden, insbesonders die Verwendung von Mischfasern z.B. Polyester/Baumwolle o.ä. stellte die Farbstoffchemiker vor neue Herausforderungen.

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