Zum Spalt-Flechten sollte glattes, nicht haarendes Garn verwendet werden. Dieses wird zu zwei-, drei- oder vierfach verzwirnten Kordeln weiter verarbeitet. Die fertigen Kordeln sollen eine bestimmte Mindeststärke (z.B. 3-4 mm) aufweisen, damit sie später mit dem entsprechenden Werkzeug beim Arbeiten wieder problemlos in die einzelnen Garnstränge geteilt (gespalten) werden können. Sehr dünne Kordeln können später nur sehr mühsam wieder sauber gespalten werden.
Leinenkordeln in verschiedenen Stärken
Dies bedeutet, dass mit dieser Technik nur relativ grobe und dicke Gewebe hergestellt werden können. Damit unterscheidet sich Spalt-Flechten von anderen Textiltechniken (wie z.B. dem Brettchenweben, dass auch ohne Webstuhl auskommt) bei denen diese Einschränkung aber nicht vorhanden ist. Passende Kordeln werden im Regelfall vom Handel nicht angeboten und müssen daher selbst hergestellt werden. Hat man aber das Material vorbereitet, ist der restliche Arbeitsvorgang nicht an eine bestimmte Örtlichkeit oder spezielle Rahmenbedingungen gebunden und daher eine transportable Textiltechnik.
Am Beginn eines jeden Projektes stehen die Auswahl des gewünschten Designs, des Materials und die Herstellung der erforderlichen Anzahl an Kordeln. Bei den Praxisbeispielen werden ausschließlich vierfädige Kordeln verwendet.
# HERSTELLUNG VON KORDELN
Vier gleich lange Garnstränge werden in ihrer Zwirnrichtung (S oder Z) überdreht und anschließend kontrolliert unter Spannung gegenläufig (Z oder S) miteinander verzwirnt. Da sich bei diesem Vorhang das Garn verkürzt, ist dies für die Länge der fertigen Kordel zu berücksichtigen. Das Ergebnis soll eine relativ glatte, stark gezwirnte Kordel sein. Für die beschriebenen Praxisbeispiele werden immer Kordeln mit der gleichen Zwirnung (alle S oder alle Z) verwendet.
Für die Herstellung derartiger Kordeln sind in England/Amerika relativ teure Geräte am Markt mit denen entweder von Hand oder mit Hilfe einer elektrischen Bohrmaschine bis zu vierfach verzwirnte Kordeln beliebiger Länge von einer Person alleine hergestellt werden können. Im Internet finden sich dazu auch einige Anwendungsvideos.
Apollo Cordwinder, handbetrieben
Bradshaw Cordwinder für die Bohrmaschine
Peter Collingwood hat in seinem Buch eine Methode vorgestellt wie eine Person, nur mit Hilfe einer Bohrmaschine, relativ einfach Kordeln herstellen kann. Die Einschränkung besteht nur darin, dass die Maximallänge ohne Hilfe einer zweiten Person auf ca. 1 m lange Kordeln beschränkt ist.
Einsatz einer Bohrmaschine
Im Schritt 3 kann es vorkommen, dass sich die einzelnen Garnstränge nicht sauber verzwirnen. Mit Hilfe von z.B. 2 runden Holzstäben lässt sich eine kontrollierte saubere Zwirnung der 4 Garnstränge erreichen. Dies ist besonders bei der Herstellung von mehrfärbigen Kordeln wichtig.
Einsatz von Holzrundstäben zum kontrollierten Verzwirnen
Eine andere Methode alleine längere Kordeln herzustellen besteht darin, längere Garnstränge einzeln überdreht vorzubereiten und anschließend gemeinsam zu verzwirnen. Dazu wird an beiden Enden des Garnes eine Schlaufe gebildet, in die jeweils ein kleiner S-Haken eingehängt wird.
Garn an zusätzlichem S-Haken
Zum Gespannt halten der einzelnen überdrehten Garne müssen zwei Fixpunkte ebenfalls mit Haken vorbereitet werden, deren Abstand muss auf die fertige Länge des überdrehten Garnes angepasst sein, damit dieses bis zum gemeinsamen Verzwirnen auf Spannung gehalten wird.
Halterung mit vorbereiteten Garnsträngen
Ein Ende des Garnes wird dann in einen zweiten Haken der im Bohrfutter der Bohrmaschine eingespannt wird eingehängt, das zweite Ende z.B. in einem Zusatzhaken an einem der Fixpunkte. Nun wird das Garn mit Hilfe der Bohrmaschine unter ständiger Haltung einer konstanten Spannung in Zwirnrichtung überdreht. Das Überdrehen des Garnes sollte etwa soweit geschehen, bis sich das Garn beim kurzfristigen nachlassen der Spannung bereits beginnt von alleine einzudrehen. Nach dem Überdrehen wird das so vorbereitete Garnstück unter konstanter Spannung auf die vorbereiteten Fixpunkte umgehängt. Auch alle übrigen Garnstücke werden auf die gleiche Weise vorbereitet. Um eine gleichmäßige Überdrehung aller Garnstücke zu erhalten sollte immer mit der gleichen Drehzahl der Bohrmaschine (elektronische Regelung vorteilhaft) gleich lang überdreht werden (z.B. lautes Mitzählen, Markierungen anbringen…).
Sind alle Teilstücke vorbereitet, werden diese unter Spannung mit einem Ende wieder gemeinsam auf den Haken der Bohrmaschine genommen und nach Umkehrung der Drehrichtung an der Bohrmaschine gegenläufig miteinander verzwirnt. Dabei muss auf eine parallele Lage der Garnstücke und eine gleichmäßige Spannung geachtet werden. Zum Abschluss werden die S-Haken entfernt und die Enden z.B. verknotet oder abgebunden um ein Aufdrehen der Zwirnung zu verhindern.
Um Fehler beim Verzwirnen zu vermeiden, kann von einer zweiten Person ein Führungsdorn ähnlich wie in der Seilerei üblich eingesetzt werden, oder wie vorher gezeigt, einfach horizontal und vertikal zwei Holzrundstäbe zum Trennen der Garnstränge verwendet werden.
Mit den angeführten Methoden können ein- oder mehrfärbige Kordeln aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt werden. Durch Variation der Anordnung der Farben, der Verwendung von unterschiedlichen Stärken oder Materialien, lassen sich eine unendliche Varietät an Kordeln herstellen.
div. Kordeln aus unterschiedlichen Materialien
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