NATURFARBSTOFFE

In der Natur kommt eine Vielzahl an Farbstoffen unterschiedlichster Zusammensetzung und mit variablen Eigenschaften vor. Die Farbstoffe können sich in den Blüten, den Blättern und Stengeln aber auch in den Früchten, den Wurzeln oder der Rinde befinden. Viele davon färben tierische und pflanzliche Fasern beim unmittelbaren Kontakt ein. Allerdings gelingen dauerhafte Einfärbungen mit den natürlich vorkommenden Farbstoffen nicht immer.
Der Saft von Heidelbeeren färbt zwar ein helles Baumwolltuch kurzfristig violett ein, der Farbstoff wäscht sich aber rasch teilweise wieder aus und übrig bleibt dabei meist ein unansehnliches graublaues oftmals auch fleckiges Textil.

Das hat aber den Menschen nicht davon abgehalten über die Jahrtausende hinweg Pflanzen bzw. Teile davon zum Färben von Textilien oder auch Leder zu verwenden. Dabei wurden durchaus Qualitäten erreicht die den Vergleich mit heutigen Färbemethoden nicht zu scheuen brauchen. Bedauerlicherweise können pflanzliche Farbstoffe aber nicht allen Ansprüchen gerecht werden die an heutige Textilien gestellt werden. Die Lichtechtheit ist dabei wohl das größte Problem gefolgt von der Waschfestigkeit. Pflanzliche Farbstoffe (mit Ausnahme von natürlich gewonnenem Indigo) haben daher in der Regel im Färbergewerbe keine Bedeutung mehr.

Umso mehr Anhänger fanden sich in den letzten Jahren unter den Hobbyfärbern die so wie wir, unprofessionell dafür aber leidenschaftlich, begannen die eigenen handgesponnen Wollgarne mit Pflanzenextrakten einzufärben.

Grundsätzlich enthalten Pflanzen immer eine Reihe verschiedenster Farbstoffverbindungen von denen einige dominant sind und damit die Basisfärbung ergeben. Sie sind unterschiedlich in den Pflanzenteilen verteilt. Selbst kleinere Änderungen der Rezepturen können daher in unterschiedlichen Färbeergebnissen resultieren. Der Farbstoffgehalt schwankt mit Jahreszeit und Standort, es war daher höchste Kunst reproduzierbare Einfärbungen zu erzeugen.

Eine kurze Übersicht über die wichtigsten natürlich vorkommenden Pflanzenfarbstoffe:

  • CAROTINOIDFARBSTOFFE
    Sie sind in der Natur weit verbreitet, typische Vertreter dieser Farbstoffe sind z.B. in Karotten (beta-Carotin), Tomaten (Lycopin) oder Tagetes (Lutein). Die Farbstoffe sind schlecht wasser- aber fettlöslich. Sie werden auch als Lebensmittelfarbstoffe (Lutein, E161b als Futterzusatz bei Hühnern um den Dotter schön zu färben) verwendet.
  • FLAVONOIDFARBSTOFFE
    Praktisch in allen Pflanzen kommen Flavonoide vor, die Gruppe umfasst mehrere tausend Verbindungen. Typische Pflanzenvertreter mit diesem Hauptfarbstoffen sind Küchenzwiebel (Schalen), Färberkamille (Luteolin in den Blüten).
  • NAPHTOCHINONFARBSTOFFE
    Diese sind in Blatt, Holz, Rinde oder Frucht der Pflanzen enthalten. Alkannawurzel, Walnussschalen oder Hennablätter enthalten Naphotchinone als Hauptfarbstoffe.
  • ANTHOCYANFARBSTOFFE
    Gehören eigentlich chemisch zu den Flavonoiden werden aber auf Grund ihrer typischen roten bis blauvioletten Farbe hier getrennt angeführt. Alle blauen Früchte enthalten Anthocyane (Holunder, Heidelbeeren, Brombeeren…) aber auch Gemüse wie Blaukraut. Der Farbstoff ist pH-abhängig (Rotkraut – Blaukraut), der Effekt wird auch beim Kochen sichtbar, wenn Essig zugesetzt wird, ändern Anthocyane die Farbe von blau auf rot. Farbextrakte werden häufig in der Lebensmittelindustrie eingesetzt (Aroniasaft zur Farbverbesserung bei Rotwein).
  • INDIGOIDE FARBSTOFFE
    Indigo bzw. Vorstufen davon sind in einer Reihe von Pflanzen zu finden (u.a. Färberwaid und Indigostrauch). Chemisch fast ident ist der Farbstoff aus der Purpurschnecke (6,6′-Dibromindigo).
  • BETALAINFARBSTOFFE
    Können die Anthocyane ersetzen und sind ebenfalls rot bis violett gefärbt. Typische Pflanzenvertreter sind die rote Beete und auch Fuchsschwanzgewächse (roter Amaranth).
  • ANTHRACHINONFARBSTOFFE
    Zählen zu den Beizenfarbstoffe, dazu muss das Färbegut mit einer Beize vorbehandelt werden die z.B. Aluminum enthält (–> Alaun, K-Al-Sulfat). Typische Pflanzenvertreter dieser Farbstoffe sind Krapp, Faulbaum oder Großer Ampfer. Auch die Kermesschildlaus und die Cochenillelaus enthalten diese Farbstoffe.

Daneben gibt es noch eine Reihe an Inhaltsstoffen (z.B. Gerbstoffe – Gallotannine) die in der Färberei eine große Rolle spielten um Fasern oder Leder vorzubereiten oder auch um bestimmte Farben zu erhalten (schwarze Eisengallustinte).

Die Bandbreite für Experimente ist also groß, viele Färbepflanzen kommen in ausreichender Menge auch wild vor. Es muss daher nicht immer alles gekauft, oder mühsam selbst angebaut werden.

In kleinem Maßstab gibt es mittlerweile auch wieder kommerzielle Färbereien die Pflanzenfärbungen tlw. auch für Kleinmengen anbieten. Auch standardisierte Pflanzenextrakte für Selberfärber sind schon aufgetaucht. Viele Pflanzen färben auch im getrockneten Zustand noch ausreichend und können daher auch gelagert werden.

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